von Reinhard Zweigler
Der öffentliche Druck war schließlich doch zu groß: Nach zehn
Tagen unter medialem Dauerbeschuss hat Christian Wulff gestern
endlich sein Schweigen gebrochen. Der Bundespräsident und einstige
niedersächsische Landesvater bat um Entschuldigung für den
zögerlichen Umgang mit der Kreditaffäre. Und er tat dies persönlich
vor laufenden Kameras und nicht etwa über eine dürre Erklärung aus
dem Schloss Bellevue. Wulff scheint endlich aufgegangen zu sein, dass
er die Affäre um den privaten Immobilienkredit von einem befreundeten
Unternehmerehepaar nicht einfach würde aussitzen können, wie das
vielleicht sein politischer Ziehvater Helmut Kohl getan hätte. Dass
er in seiner Weihnachtsansprache, die vorab aufgezeichnet wurde,
keine Silbe über das Geldgeschäft sagte, war vielleicht der berühmte
Tropfen, der das Fass der Empörung zum Überlaufen brachte. Freilich
ist Wulff mit seiner späten Erklärung noch längst nicht aus dem
Schneider. In der Sache und in seinem Privatleben wird weiter
herumgestochert. Sollten weitere brisante Enthüllungen zutage
gefördert werden, könnte Wulff gezwungen sein, an Rücktritt zu
denken. Wenn nicht, wird er als beschädigter Präsident im Amt
bleiben.
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