Neue OZ: Gespräch mit Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz

Patientenschützer fordern professionellere
Verfahren bei Organvergabe

Brysch: Prüfungs- und Überwachungskommissionen derzeit überfordert

Osnabrück.- Vor dem Prozessbeginn zum Göttinger
Transplantations-Skandal an diesem Montag haben Patientenschützer
professionellere Verfahren bei der Vergabe von Organen gefordert. In
einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) sagte
der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch,
der Prozess werde die Untauglichkeit der Prüfungs- und
Überwachungskommission zeigen. Überwiegend nebenamtlich besetzt,
seien diese Kommissionen schlicht überfordert. „Wir müssen die
Überwachung in staatliche Hände legen“, verlangte Brysch. „Die
Öffentlichkeit braucht wieder Vertrauen in ein hochsensibles System,
das Menschenleben retten soll.“

Derzeit sei für die Regeln der Vergabe von Organen an schwerkranke
Patienten die Bundesärztekammer zuständig. Doch es gehe nicht allein
um medizinische, sondern vor allem um ethische Fragen. „Ethik darf
aber keine Privatsache der Bundesärztekammer sein“, erklärte Brysch.

Der Patientenschützer äußerte die Befürchtung, dass beim Prozess
das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung enttäuscht werden könnte.
„Schließlich haben es der Gesetzgeber, die Bundesärztekammer und die
Deutsche Stiftung Organtransplantation den Tätern sehr leicht
gemacht“, sagte Brysch. „Man hat auf den ärztlichen Ethos vertraut.“

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