Oberschule als Bollwerk?
Das hat es noch nicht gegeben, und das wird es wohl auch nie
geben: dass zum Beginn eines neuen Schuljahres alle Beteiligten
zufrieden sind. Auch jetzt beklagen Politiker, Eltern und Lehrer
wieder jede Menge Defizite im niedersächsischen Bildungswesen – ein
Ritual, das allerdings nicht zwingend einer objektiven
Zustandsbeschreibung gleichkommt.
Natürlich gibt es anhaltenden Verbesserungsbedarf. Einige
Beispiele: Die Klassen könnten kleiner sein, Ganztagsschulen eine
bessere Versorgung gebrauchen, Mangelfächer eine höhere Zahl
qualifizierter Lehrkräfte vertragen.
Indes: Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ein
schuldengeplagtes Land wie Niedersachsen trotz eines seit sieben
Jahren anhaltenden Schülerrückgangs die Zahl der Lehrer nicht
reduziert, sondern eher noch erhöht. Einer der wichtigsten Ansprüche
der Eltern – die Gewährleistung von Unterricht – lässt sich damit
erfüllen. Dies allerdings auch im Eigeninteresse der Regierenden: Die
Landtagswahl steht vor der Tür; kaum etwas fürchten politisch
Verantwortliche mehr als Zorn im Volk über massiven Stundenausfall
für Schulkinder.
Neuland betritt die Regierung mit der Oberschule. Ob sie sich
durchsetzen und zum Bollwerk gegen stark nachgefragte Gesamtschulen
werden kann, muss sich erst noch zeigen. Aber wie auch immer:
Letztendlich zählt die Organisation von Schule weniger als die
Qualität und der Bildungserfolg.
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