Neue OZ: Kommentar zu Claudia Roth/Grüne

Respekt

Das war knapp: Nach ihrer schweren Schlappe bei der Urwahl der
Spitzenkandidaten hätte es wohl niemand der Vorsitzenden Claudia Roth
verdenken können, wenn sie sich nicht noch einmal um das höchste
Parteiamt bewerben würde. Dass sie nun trotz der Niederlage noch
einmal antritt, dafür schulden die Grünen ihr Dank und Respekt.

Denn wenige Tage vor dem Parteitag in Hannover hätte ein Verzicht
der Partei eine neue schädliche Personaldiskussion beschert. Und der
positive Effekt der Urwahl, die ein so Erfolg versprechendes
Spitzenduo hervorgebracht hat, wäre dahin gewesen.

Das konnte, das durfte aus Sicht vieler Grüner nicht sein. Wohl
auch deshalb gab es eine Welle des Zuspruchs: in Form eines
sogenannten Candystorms beim Kurznachrichtendienst Twitter, aber auch
durch viele direkte Kontakte und Appelle.

Roth hat freilich nicht nur aus taktischen Gründen eine neue
Chance verdient. Denn so genervt viele von der hoch emotionalen
Politikerin manches Mal sind – ihre Umtriebigkeit und ihre Fähigkeit,
die Partei zusammenzuhalten, sind wichtige Gründe, sie im Amt der
Vorsitzenden zu bestätigen. So jemanden jagt man nicht wie einen
begossenen Pudel vom Hof.

Beim Parteitag in Hannover kann Roth nun wohl ein respektables
Ergebnis erwarten. Klar ist aber auch: Den Zenit ihrer Laufbahn hat
sie überschritten. Das ganz große Rad drehen bei den Grünen jetzt
andere.

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