Neue OZ: Kommentar zu Energie / Atom

Eine Frechheit

Der Stresstest-Report ist eine Frechheit. Von Anbeginn war das
Ansinnen zum Scheitern verurteilt, binnen nicht einmal zweier Monate
sämtliche 17 Kernkraftwerke eingehend unter die Lupe zu nehmen.
Getrübt werden die Erkenntnisse der Reaktorsicherheitskommission RSK
überdies dadurch, dass die Experten die Kernkraftwerke nicht direkt
an den Standorten inspiziert haben. Wissenschaftlich bedenklicher:
Bei vielen Prüfkriterien verließ sich die RSK allein auf Angaben der
AKW-Betreiber. Transparenz sieht anders aus.

Selbst Umweltminister Norbert Röttgen räumt ein, dass eine
intensive Untersuchung der Meiler zwei Jahre in Anspruch genommen
hätte. Das gleicht einem Offenbarungseid. Und ist deshalb entlarvend
für das Unterfangen der Regierung, mit Aktionismus beim Thema
Atomkraft Tatendrang vorzugaukeln, wo Orientierungslosigkeit
herrscht. Schwarz-Gelb mag noch so viele Kommissionen einsetzen – aus
einer Zwickmühle kommt die Koalition nicht heraus: Die
Laufzeitverlängerung für AKW wurde 2010 beschlossen, obwohl schon
damals der fehlende Schutz der Meiler vor Flugzeugabstürzen bekannt
war. Heute ist das für Röttgen Anlass, über das Aus von vier alten
Atomkraftwerken nachzudenken. Wie hilflos.

Eines solchen RSK-Berichts, in vielen Teilen vage und ohne
Bekenntnis zu einem konkreten Ausstiegsdatum, hätte es nicht bedurft.
Ob die Ethikkommission mutiger ist?

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