Neue OZ: Kommentar zu Gesundheit / Infektionen

Suche nach Schutz

Es ist schon merkwürdig. Da fühlen sich Berlin und Brüssel
provoziert, weil Russland die Einfuhr von Gemüse aus der EU
unterbindet. Dabei sind sie selbst mit dieser Methode nicht
zimperlich. Ob Vogelgrippe in der Türkei, Asien oder Kanada: Die EU
entschloss sich ohne großes Zögern zu Importverboten. Auf dem
Höhepunkt der Angst vor BSE ließ Deutschland kein britisches
Rindfleisch ins Land. Die Liste ließe sich fortsetzen. In der Regel
gab es dabei kaum wissenschaftliche Belege, sondern vielmehr nur die
Angst davor, dass Tierkrankheiten auf Menschen übergreifen könnten.

Bei BSE ist das bis heute nicht belegt, bei der Vogelgrippe
ebenfalls umstritten und in jedem Falle unwahrscheinlich. Wenn aber,
wie jetzt, eine Krankheitswelle Menschen unmittelbar betrifft, wenn
es bei fast der Hälfte von ihnen zu lebensgefährlichen Komplikationen
mit Spätfolgen kommt, wenn schon in kurzer Zeit ein nicht geringer
Prozentsatz der Patienten tatsächlich stirbt, ausgerechnet dann soll
ein Einfuhrverbot die falsche Wahl sein?

Darüber ließe sich zumindest streiten. Ebenso stimmt es skeptisch,
mit welcher Kritik und Häme seinerzeit Herkunftsländer von BSE, SARS
und H5N1 überzogen worden sind, und jetzt haben die Deutschen selbst
keine Ahnung von der Quelle tödlicher Infektionen im eigenen Land.
Ist der Weg des Erregers gefunden, muss dringend die Suche nach einer
besseren Struktur für den Schutz beginnen.

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207