Dunkle Stunden einer Lichtgestalt
Erstaunlich: Der Druck auf Karl-Theodor zu Guttenberg wächst, bei
19 Autoren soll der CSU-Hoffnungsträger sich in seiner Doktorarbeit
bedient haben, ohne sie korrekt zu zitieren. Dennoch wollen viele
Bürger den Minister weiter im Amt sehen. Ob dies so bleibt? Zweifel
sind angebracht.
Mit „summa cum laude“, also höchstem Lob, wurde Guttenbergs
Doktorarbeit bewertet. Oder war es „Schummel cum laude“? So, wie es
aussieht, könnte aus Spott bitterer Ernst werden. Für einen
Politiker, dessen wichtigstes Kapital die Glaubwürdigkeit ist, kann
es kaum schlimmer kommen.
Selbst die außergewöhnliche Zuneigung und Bewunderung, die
Guttenberg genossen hat und immer noch genießt, wird ihn nicht
schützen, wenn sich der neue Verdacht als stichhaltig erweist. Sollte
der CSU-Politiker tatsächlich den wissenschaftlichen Dienst des
Bundestages zu Privatzwecken eingesetzt haben, wäre dies ein
Missbrauch seines Mandats. Damit stünde nicht nur seine Redlichkeit
als Wissenschaftler infrage, sondern seine Reputation insgesamt.
Die Vorwürfe müssen schleunigst untersucht werden, damit Wähler
und Steuerzahler Klarheit bekommen. Sollten sie sich, was zu hoffen
ist, als haltlos erweisen, hätte Guttenberg die Chance für einen
Neustart. Voraussetzung ist aber, dass er auch selbst hart mit sich
ins Gericht geht und offen zu Fehlern steht. Das wäre dann freilich
das Ende der Lichtgestalt, nach der sich so viele Menschen zu sehnen
scheinen.
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