Neue OZ: Kommentar zu Koalition

Nervosität wächst

Die Fliehkräfte in der schwarz-gelben Koalition werden immer
stärker. Die von Machtkämpfen aufgeriebene FDP stürzt von einem
Umfragetief ins nächste. Weder der Rückzug Guido Westerwelles noch
der Rücktritt Christian Lindners konnten den freien Fall der Partei
stoppen oder auch nur verlangsamen.

Verzweifelt sucht Parteichef Philipp Rösler nach einem zündenden
Thema, das der FDP bis zur nächsten Bundestagswahl wieder auf die
Beine hilft. Sein ungelenkes Auftreten in den vergangenen Monaten
nährt jedoch Zweifel daran, dass er dieser gewaltigen Aufgabe
gewachsen ist. Auch Rösler könnte seine Tage an der FDP-Spitze bald
hinter sich haben. Als berechenbarer Regierungspartner fallen die von
Existenznot getriebenen Liberalen also aus.

Auch in der Union greift in diesen Tagen erkennbar Nervosität um
sich. Anders ist die schroffe Kritik einiger CDU-Granden an einem
Gesprächskreis Konservativer in der Union kaum zu erklären. Der
kleine Zirkel von etwa zwei Dutzend Politikern will die Stammwähler
wieder schärfer in den Blick nehmen. Was eine Ideenschmiede sein
soll, wird von der Parteispitze aber als möglicher Spaltpilz für die
CDU betrachtet. Das sagt viel aus über die Befindlichkeiten in der
nach links gewendeten Partei Angela Merkels. Die Kanzlerin wird Mühe
haben, ihre Koalition zusammenzuhalten.

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