Akzeptable Lösung
Es wirkt wie ein billiges Wahlkampfmanöver vor wichtigen
Landtagswahlen: 300 weitere deutsche Soldaten sollen in
AWACS-Flugzeugen die NATO-Partner in Afghanistan unterstützen – und
diese für ihren neuen Kriegsschauplatz in Libyen entlasten. Damit
wollen Merkel und Westerwelle im Feldzug gegen Gaddafi Bündnistreue
beweisen – ohne Deutschland an einem neuen Konflikt zu beteiligen.
Das klingt nach: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Doch in der Libyen-Frage hat die Bundesregierung neben aller
Kritik auch Anerkennung verdient: Es ist eine akzeptable Lösung für
Deutschland. Der Kompromiss ist die Absage an ein weiteres
militärisches Abenteuer mit ungewissem Ausgang.
Die schwarz-gelbe Koalition hat aus Afghanistan gelernt: Vom
angekündigten Ziel, dem Hindukusch zur Demokratie zu verhelfen, ist
zehn Jahre später keine Rede mehr. Vielmehr versuchen die USA samt
Partnern, das Schlachtfeld möglichst schnell erhobenen Hauptes zu
verlassen.
So könnte auch Libyen leicht ein zweites Afghanistan werden:
Selbst militärische Laien ahnen, dass Gaddafi ohne professionelle
Bodentruppen kaum bezwungen werden kann.
Die Hoffnung der „Koalition der Willigen“, Nordafrika schnell von
einem weiteren Diktator zu befreien und die Demokratie zu bringen,
wird sich vielleicht als Irrtum erwiesen. Diese Suppe muss
Deutschland diesmal allerdings nicht auslöffeln – anders als in
Afghanistan.
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