Neue OZ: Kommentar zu Syrien

Befeuert im Irrglauben

Wie falsch es war, in Libyen einen Krieg gegen den Gewaltherrscher
Muammar al-Gaddafi anzufangen, zeigt sich jetzt. Die Koalition der
westlichen Willigen hat sich zur Konfliktpartei gemacht. Und damit
zum Brandbeschleuniger in einer riesigen Region zwischen Libyen und
Syrien, die vor gewaltigen Umbrüchen steht. Völlig zur Unzeit, denn
wer immer dort Gewalt für eine Trumpfkarte hält, wird in diesem
Irrglauben durch das westliche Eingreifen bestärkt.

Ganz besonders jene wie der syrische Präsident Baschir al-Assad,
die genau wissen: Der Westen verschießt sein Pulver bei Gaddafi. Was
nebenan geschieht, entzieht sich damit weitgehend seinem Einfluss.
Das animiert Assad zur brutalen Niederschlagung der Proteste in
seinem Land. Es lädt militante Palästinensergruppen dazu ein, sowohl
die innerpalästinensische Aussöhnung als auch jede Entspannung mit
Israel gewaltsam zu hintertreiben. Und es gibt an eine stets
kriegsbereite Regierung Netanjahu das Signal, dass niemand sie am
Dreinschlagen hindert.

Macht das Schule, so wird es mit Befreiung und Befriedung der
Region nichts werden. Offen gesagt: Dann ist es auch völlig egal, ob
Gaddafi seine armselige Luftwaffe noch hat oder nicht.

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