Urlaubsliste befreit Wulff nicht
Der Druck auf Christian Wulff hält seit Tagen an oder wächst – je
nachdem, aus welcher Perspektive man es sehen möchte. Er selbst kann
keine Ventile mehr öffnen und Dampf aus dem medialen Kessel lassen.
Diese Chance gab es nur zu Beginn der Kreditaffäre. Aufrecht und
ehrlich hätte der Bundespräsident zu den Ungereimtheiten über die
Kreditvergabe Erklärungen liefern müssen. Die Salami-Taktik, sich nur
scheibchenweise zu äußern, wenn die Not groß ist, erweist sich wie
immer als falsch. So hat auch die gestern von seinen Beratern
veröffentlichte Liste der privaten Urlaube bei Freunden ab dem Jahr
2003 keine befreiende Wirkung. Urlaube bei und mit Freunden sind auch
für einen Bundespräsidenten nicht gesetzwidrig.
Verständnisschwierigkeiten hat der Bürger allerdings mit der Häufung
von kostenlosen Ferien. Politischer Instinkt und analytischer
Verstand hätten schon dem Ministerpräsidenten Wulff sagen müssen,
dass er sich mit der Annahme von Annehmlichkeiten wohlhabender
Freunde in die Gefahrenzone bewegt.
Gespannt sein darf das deutsche Volk auf seine
Weihnachtsansprache. Mit der richtigen Tonalität und Glaubhaftigkeit
kann Christian Wulff seinen Worten wieder die Kraft und die Autorität
verleihen, die zu einer ordentlichen Amtsführung unerlässlich sind.
Ehrlich, aufrichtig und mit Demut vor dem Amt wie dem Volk könnte er
Vertrauen zurückgewinnen. Heute hat Wulff keinen Kredit mehr.
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