Dieser verbale Paukenschlag ist entlarvend. Wenn
der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig, Gastgeber des nächsten
Katholikentages 2014, die Reformgruppen innerhalb der Kirche als
„parasitäre Existenzformen“ abkanzelt, zeigt das, wie es um die
Dialogfähigkeit zwischen unterschiedlichen Gruppen der
römisch-katholischen Kirche bestellt ist. Statt eines dringend
notwendigen, selbstkritischen Dialogs um die Zukunftsfähigkeit der
Institution Kirche ist nicht nur Sprachlosigkeit, sondern sogar
Feindseligkeit eingekehrt. Schlimmer kann die Bestandsaufnahme zum
Ende des Katholikentages kaum ausfallen. Denn was seit Jahren bereits
auf anderen Katholikentagen wie zum Beispiel in Osnabrück im Jahr
2008 augenfällig ist, wird mit dem Zitat von Bischof Müller auf
geradezu tragische Weise auch für die Zukunft zementiert.
Reformgruppen wie „Wir sind Kirche“ führen auf den Katholikentagen
eher eine Existenz des Geduldetseins statt einer Instanz, die mit den
Kirchenoberen einen Diskurs auf Augenhöhe führt. Genau das Gegenteil
aber wäre nötig. Denn auch der jetzt zuende gegangene Katholikentag
von Mannheim hat auf drängende Fragen keine oder nur oberflächliche
Antworten liefern können. Um die Zukunft der Kirche besorgte
Theologen wie Friedhelm Hengsbach oder EugenDrewermann brachten die
Fragen in Mannheim erneut vergeblich auf die Tagesordnung. Da geht es
um die Rolle der Frauen und der Laien in der Kirche, den Zölibat, den
Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten oder die Ökumene.
Geistiger Stillstand ist auf all diesen Gebieten seit Jahren zu
verzeichnen. Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle durch katholische
Geistliche aus den letzten Jahrzehnten scheint die katholische Kirche
in eine Art Schockstarre versetzt zu haben. Das Zitat von Bischof
Müller deutet nun auf eine noch düstere Zukunft hin. Übrigens:
Bischof Müller ist in der deutschen Bischofskonferenz Vorsitzender
der Ökumenekommission.
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