Vielleicht sollte man Sommerinterviews einfach
nicht allzu wörtlich nehmen. Der Drang gerade in Vorwahlzeiten,
Sympathiepunkte bei potenziell hitzegeschädigten und ungnädigen
Zuschauern zu sammeln, kann schon mal zu melodiöser Darbietung
unversöhnlich formulierter Ansagen aus dem Parteiprogramm verleiten.
So mag es auch Gregor Gysi gegangen sein, als er mit Blick auf die
Bundestagswahl die Haltelinien für Regierungsbeteiligungen ein wenig
aufknüpfte. Kampfeinsätze der Bundeswehr sind danach nicht
verhandelbar. Auslandseinsätze unterhalb dieses Mandats aber schon?
Die Auflösung der NATO steht nicht in den Haltelinien, davon
abzulassen dürfte jedoch ebenfalls nicht von allen Teilen der
Linkspartei goutiert werden. Niemand wird Gysi das besondere Maß an
Freiheit laut absprechen, das er nicht nur beansprucht, sondern
genießt. Dafür steht die Partei zu sehr in seiner Schuld, aber auch
in einer sich regelmäßig erneuernden Abhängigkeit. Was mit seiner
Prominenz zu tun hat wie mit seiner Fähigkeit, verschiedene
Interessen unter einen Hut zu bringen – nicht zuletzt im eigenen
Laden. Dass virtuelle Parteiführer Sätze sagen, die wieder
eingefangen werden müssen, ist allerdings häufiger Makel in solchen
Fällen. So etwas kommt auch anderswo vor und kann eine Crux für
Parteiführungen sein. Vorsitzende der Linkspartei jedenfalls haben
immer mal wieder unter den »eigenen« Schlagzeilen gestöhnt und an
Erklärungen formuliert. Auch diesmal wird wohl nichts anderes übrig
bleiben.
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