neues deutschland: Kommentiert: Rosa kostet mehr

Dass Frauen weniger verdienen als Männer, ist ein
alter Hut, dennoch ändert sich an diesem skandalösen Zustand kaum
etwas. Dass Frauen zudem aber auch noch für viele Dienstleistungen –
besonders im Schönheits- und Pflegebereich – mehr Geld aus der Tasche
gezogen wird, lässt sich mit Hilfe einer Studie nun erstmals
beweisen. Der höhere Preis für einen Frauenkurzhaarschnitt ist
demnach ein Fall für das Antidiskriminierungsgesetz. Dass die
Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Kundinnen dennoch nicht
empfiehlt, gegen die Ungleichbehandlung zu klagen, ist paradox,
sollte sie doch eigentlich über die Einhaltung des Gesetzes wachen.
Wieder einmal wird nur an die Anbieter appelliert, statt gesetzlich
zu regeln, dass für gleiche Dienstleistungen gleich viel bezahlt
werden muss. Bei vielen anderen Dienstleistungen oder Produkten ist
der Fall noch viel komplizierter, denn die Hersteller sind geschickt
darin, für Frauen bzw. Männer vorgesehene Produkte leicht
unterschiedlich zu verpacken, ihnen andere Inhaltsstoffe beizumengen
oder sie in verschiedenen Packungsgrößen anzubieten. So wird der
Nachweis diskriminierender Preise sowohl für Kunden als auch für die
Wissenschaftler schwierig. Denn nur bei vergleichbaren Produkten ist
eine Ungleichbehandlung einwandfrei feststellbar. So dürfen sich
Verbraucher weiter verarscht fühlen, wenn sie für das lila umhüllte
Duschbad »for women« mehr bezahlen sollen als für das dunkelblau
verpackte »for men«.

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