WAZ: Für faire Löhne. Kommentar von Wilfried Goebels

Für die „atmende“ Wirtschaft sind flexible Minijobs
unverzichtbar. Und auch als Zusatzeinkommen in Familien wird der
400-Euro-Vertrag oft händeringend gebraucht. Deshalb führt eine
pauschale Ablehnung der geringfügigen Beschäftigung in die Irre. Das
bedeutet aber nicht, dass der zunehmende Missbrauch von Minijobs
geduldet werden darf. Die Chancen für die NRW-Initiative im Bundesrat
sind begrenzt. Das ist wahr. Längst aber läuft die Debatte über faire
Löhne und die drohende Altersarmut von Frauen. Minijobs dürfen keine
Sackgasse sein. Stundenlöhne von drei Euro bleiben in einer
Gesellschaft, die sich sozial nennt, eine Zumutung für das moralische
Empfinden. Eine Begrenzung der Wochenarbeitszeit auf zwölf Stunden
wird den Missbrauch kaum eindämmen. Es droht vielmehr die Flucht in
die Schwarzarbeit. Die Tarifpartner müssen sich auf faire
Mindestlöhne in einzelnen Branchen verständigen – und die
Kontrolleure müssen die Einhaltung sichern. Ein Missbrauch beim
Minijob lässt sich schnell abstellen: Immer noch wissen nicht alle
Minijobber und deren Arbeitgeber, dass auch 400-Euro-Kräfte Anspruch
auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Urlaub haben.

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