Motivhungrige Kamerateams, Spalier stehende
Polizeibeamte, Menschen mit »Welcome«-Schildern und Menschen mit
T-Shirts, auf denen der Ku-Klux-Klan die Axt schwingt: So sieht das
Empfangskomitee für Flüchtlinge in Berlin-Hellersdorf derzeit aus.
Die Eröffnung einer Notunterkunft dort sorgt seit Wochen für negative
Schlagzeilen. Nicht nur der Plattencharme des betreffendes Gebäudes
erinnert dabei an die Atmosphäre in Rostock-Lichtenhagen 1992. Seit
mit der Eröffnung am Montag neben empörten Anwohnern auch NPD und Pro
Deutschland vor dem Heim auflaufen, schwappt die Debatte um die
Sicherheit von Flüchtlingen über die Grenzen Berlins. Die angesichts
der Ereignisse in Hellersdorf geäußerte Forderung, die Flüchtlinge
doch in Ruhe zu lassen und eine Debatte um deutsche Asylpolitik nicht
auf ihrem Rücken auszutragen, ist an sich richtig. Dennoch: An der
Leichtigkeit, mit der die rechtsradikale Szene an die nur
vermeintlich auf Unkenntnis beruhenden Ängste des ach so
unbescholtenen Bürgers andockt, ist bestens zu sehen, wie
brandgefährlich es wäre, die heftig angefeindeten Flüchtlinge allein
zu lassen. Also die Unterstützung vor Ort zu beenden. Schließlich ist
dies das Argument nicht Weniger, die zu Kommunikation statt
Protestaktionen aufrufen. Doch in Hellersdorf wäre das fatal. Mögen
tagsüber auch wohlgesonnene Anwohner das Heim besuchen – Rechtsaußen
guckt ebenso regelmäßig vorbei. Aus der Ferne. Noch.
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