Neues Deutschland: LINKES Angebot an SPD und Grüne

Die neuen Vorsitzenden der Linkspartei überraschen
mit einem kecken Vorschlag. Einem gewagten womöglich. Was gegenüber
SPD und Grünen als geschickter Schachzug gesehen werden dürfte,
könnte in der eigenen Partei für Stirnrunzeln sorgen. Für mehr
Sicherheit zunächst nicht, ist ja bisher noch nicht einmal die selbst
verordnete 120-Tage-Einarbeitungsfrist zu Ende, wenngleich ihr
schützender Schirm damit faktisch verlassen ist. Noch gut ist der
Streit um die im Parteiprogramm festgeschriebenen Kriterien
(Haltelinien) für eine Regierungsbeteiligung in Erinnerung. Die
Parteiseele reagiert empfindlich auf alle Anzeichen von
Regierungsbereitschaft um des reinen Regierens Willen. Dass der
LINKE-Vorstand den Überlegungen der beiden Vorsitzenden am Wochenende
gefolgt ist, zeigt allerdings, dass Kipping und Riexinger diese erste
Klippe ohne Schrammen umschiffen könnten. Hierfür ist freilich das
Angebot an SPD und Grüne selbst der Hauptgrund. Die verbalradikalen
Attacken von Sigmar Gabriel auf Merkels Krisenpolitik bei
gleichzeitiger Zustimmung zu immer neuen Bankenalimenten verlangen
eine Reaktion der LINKEN, die über den Hinweis auf politische
Urheberrechte hinausgeht. Was deren Führungsduo jetzt tut, ist noch
nicht mehr als die Herausforderung einer Reaktion der Protagonisten
des rot-grünen Ehegelübdes, die beim Blick auf Umfrageergebnisse
wahrlich keinen Anlass zur Arroganz haben. Feindseligkeiten
einzustellen, wie Kipping anbietet, ist dafür Mindestvoraussetzung.

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