Da ist er also, der seit Göttingen schon mehrfach
vorausgesagte »Aufstand« der ostdeutschen Landes- und Fraktionschefs
der LINKEN gegen ihre Genossen aus dem Westen. In Gestalt eines
Briefes an die Ost-West-Bundesdoppelspitze, in dem Klaus Lederer
stellvertretend die Fehlstellen der inneren Vereinigung der Partei
auflistet. Ein bisschen anklagend, aber auch ein bisschen klagend
wird die demokratische Gleichheit der Mitglieder beschworen, der die
mangelnde Transparenz bei Mitgliederzahlen und fehlende
Beitragsehrlichkeit in den Westverbänden fünf Jahre nach der
Vereinigung tatsächlich im Wege steht. Mit einem eher
trotzig-traurigen Blick nach hinten konstatieren die Ost-LINKEN die
Unterbelichtung von DDR-Biografien im Parteivorstand. Selbst ihre
durchaus berechtigte Beschreibung der Verdienste der PDS als
Kümmererpartei nach der deutschen Einheit, der Verweis auf die
gesammelten doppelten Transformationserfahrungen und die Erinnerung,
nur im Osten zur Volkspartei gewachsen zu sein, die Aufzählung also
der eigenen Stärken, klingt nicht gerade kraftvoll. Und wenig
geeignet – aber sicher dennoch weiter benutzt -, die Mär vom
»Aufstand« Ost in der Linkspartei weiterzuverbreiten. Der Brief
sollte bei den genannten wie vor allem bei den gemeinten Adressaten
vielmehr Anlass sein, darüber nachzudenken, was eigentlich passiert
ist in den vergangenen Jahren, dass ein Teil der vereinten Partei
beim anderen Respekt einfordern muss, um für den künftigen Erfolg
aller zu kämpfen.
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