Es wäre albern zu glauben, Kristina Schröder würde
nun all die 24 176 Namen lesen, die sie – eingewickelt in
grünes Schleifenband – gestern von einem Kritikerinnenbündnis
überreicht bekam. Warum sollte sie? Renate Künast oder Jürgen Trittin
kennt sie ja und Andreas Büttner aus Kamenz oder Anne Kathrin Müller
aus Mainz dürften ihr doch egal sein. Vielleicht ist der
Realitätsverlust dieser jungen Frau ja schon so groß, dass sie sich
sagt: Viel Feind, viel Ehr–, und sich in der fortgesetzten Kritik an
ihrem Frauen- und Familienbild sonnt. Wer weiß das schon? Leider ist
aber die Art und Weise, wie sie ihr Amt nicht ausübt, alles andere
als der harmlose Zeitvertreib einer kindlich unerfahrenen,
karrieresüchtigen Konservativen. Wenn man ihr nur Stillstand bei der
Lösung dieser Probleme vorwerfen müsste – geschenkt! Aber ihr
Nichtstun bewirkt viel mehr: Mit jedem Tag, an dem sie ihre
dümmlichen Theorien von Flexiquoten oder feministischen
Rollendiktaten in Mikrofone sprechen oder auf Papier drucken lassen
darf, verschlechtern sich die Chancen, hierzulande endlich gerechte
Löhne oder familienfreundliche Arbeitsbedingungen flächendeckend
herbeizuführen. Gleichzeitig vergrößern sich die Aussichten für
Frauen, in Altersarmut zu geraten, und die für Kinder, nicht gut
betreut zu werden. Nein, die Bundesfamilienministerin macht
keinesfalls freiwillig einer anderen Person den Weg in ihr Amt frei,
nur weil es Tausende von Menschen von ihr fordern. Aber es ist
trotzdem schön, dass wir wieder einmal darüber gesprochen haben.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715