Gibt es eine Einkommenshöhe, ab der Beschäftigte
nicht mehr streiken dürfen? Blickt man auf täglich eingehende
»Hintergrundberichte«, Studien und Pressemitteilungen, die
detailliert die in der Tat hohen Einkünfte der Fluglotsen im
internationalen Vergleich abbilden oder von »Luxusstreik« sprechen,
drängt sich diese Frage auf. Es scheint fast, als fühlten sich viele
Menschen bemüßigt, eine Position im aktuellen Tarifkampf in der
Flugsicherung einzunehmen. So auch Bundesverkehrsminister Peter
Ramsauer, der die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) scharf für den
Streik kritisiert. Schließlich ist er der oberste Gesellschafter der
bundeseigenen Deutschen Flugsicherung (DFS). Doch was sind die
Fakten? Es geht zunächst nicht nur um Lohnforderungen der Lotsen. Sie
machen ein Drittel der Beschäftigten der DFS aus. Und es geht auch
nicht, schenkt man der GdF Glauben, um die Verbesserung der
Arbeitsbedingungen, sondern um den Kampf gegen deren
Verschlechterung. Das wiederum klingt allzu bekannt – aus vielen
anderen Branchen. Und die Arbeitgeber? Sie werfen der GdF
»Eskalation« und fehlende Verhandlungsbereitschaft vor, legen selber
aber kein neues Angebot vor. Über einige Gewerkschaftsforderungen,
die auch die Einflussmöglichkeiten der Beschäftigten im Unternehmen
betreffen könnten, will die DFS nicht verhandeln; sie hat bislang
aber auch nicht die Schlichtung angerufen, sondern versucht, den
festgefahrenen Tarifkampf vom Arbeitsgericht lösen zu lassen. Das ist
auch eine Strategie im Arbeitskampf, und zwar eine, die ebenso scharf
kritisiert gehört – und nicht die vermeintlichen Luxusallüren der
Fluglotsen. Das wiederum passiert nicht. Warum?
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