Mitte vergangenen Jahres schien die Welt der
Atomlobbyisten noch in Ordnung zu sein: Rund um den Globus wurden
neue AKW-Programme angekündigt, Deutschland wurde mit seinem
Atomausstieg als Aussätziger unter den Industriestaaten hingestellt.
Der Chef des Deutschen Atomforums, Ralf Güldner, war sich seiner
Behauptung, dass eine AKW-Renaissance unmittelbar bevorstehe, so
sicher, dass er mit der Grünen-Politikerin Bärbel Höhn wettete, in
Italien werde bis 2020 mindestens ein neues Atomkraftwerk die
Stromproduktion aufnehmen. Ansonsten werde er Sekt auf einem
Grünen-Parteitag ausschenken. Mit dem Referendum von Pfingsten ist
die Wette nun verlorengegangen. Italien bleibt auf Dauer
atomkraftfrei, so will es die Mehrheit der Bürger – und ist sich da
mit vielen anderen Europäern einig, die von ihren Regierungen aber
lieber nicht befragt werden. Damit hat die vermeintliche Renaissance
der Atomenergie einen weiteren Sargnagel bekommen. Deutschland und
die Schweiz steigen aus, andere Länder haben Neubaupläne zumindest
auf Eis gelegt. Inzwischen fühlt sich eher der französische
Staatschef Sarkozy mit seiner starrköpfigen Pro-Atom-Position
international isoliert. Fukushima hat die Sicherheitsrisiken der
Atomtechnologie neuerlich sichtbar gemacht. Auch aus finanziellen
Gründen wird noch so mancher Staat seine AKW-Pläne beerdigen. Der
Atomforumschef kann den Sekt schon mal kaltstellen – aber nicht für
seinesgleichen.
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