NOZ: Wohnraummangel: Diakonie warnt vor Verschärfung von Integrationsproblemen

Wohnraummangel: Diakonie warnt vor Verschärfung
von Integrationsproblemen

Präsident Lilie sieht soziale Mischung in Gefahr – „Wohnraum muss
ganz oben auf die Agenda“

Osnabrück. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie warnt davor, das
Problem Wohnraummangel zu unterschätzen. Im Interview mit der „Neuen
Osnabrücker Zeitung“ sagte Lilie: „Soziale Mischung ist die beste
Medizin gegen Segregation und Eigenwelten. Wenn wir dagegen nicht
etwas tun, werden sich die Integrationsprobleme noch weiter
verschärfen.“ Daher müsse das Thema Wohnraum „ganz oben auf die
Agenda“, forderte Lilie.

Die Angst, aufgrund steigender Mieten die Wohnung aufgeben zu
müssen, greife um sich, so Lilie: „Wohnen ist ein Menschenrecht. In
Berlin hat die Hälfte der Einwohner Angst, sich bald ihre Wohnung
nicht mehr leisten zu können. Eine Caritas-Studie besagt, dass
deutschlandweit drei Viertel der Bevölkerung davor Angst haben.“ Dies
habe massive Folgen, sagte der Diakonie-Chef: „Aktuell herrscht eine
existenzielle Verunsicherung für ganz viele Menschen.“

Die „Kehrseite des Problems“ sehe man im ländlichen Raum: „Die
Entwicklung in den Boomtown-Regionen hat eine enorme Entwertung von
Wohnimmobilien in anderen Regionen zur Folge“, warnte Lilie. Auch
Sozialverbände wie die Diakonie seien vor dem Problem nicht gefeit:
„Auch für soziale Projekte und Nutzungen wird es immer schwieriger,
Räume zu finden.“

Um das Problem einzudämmen, müsse man „über Bodenpolitik reden“,
forderte Lilie. „Eigentum verpflichtet. Das gilt für Unternehmen, für
Privatleute, aber auch für den öffentlichen Sektor“, so der
Diakonie-Präsident. Beispielsweise gebe es „große Flächen, die durch
Aufgabe der Güterbahnhöfe bei der Deutschen Bahn nun anders genutzt
werden könnten“. Diese „Filetflächen“ würden zurzeit „meistbietend an
Investoren verkauft“. „Da muss es eine Verpflichtung geben, dass
solcher Boden auch weiterhin öffentliche und soziale Nutzung
erfährt“, forderte Lilie.

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