NRZ: Präses Schneider erwägt, Christen zum Umstieg auf Ökostrom aufzufordern – Verständnis für deutsche „Dilemma-Position“ beim Libyen-Einsatz

Essen. Angesichts der Atomkatastrophe in Japan
erwägt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Nikolaus Schneider, alle Christen zum Umstieg auf Ökostrom
aufzufordern. „Wahrscheinlich können wir unsere atomkritische Haltung
nur glaubwürdig vertreten, wenn wir alle mit gutem Beispiel
vorangehen“, sagte Schneider, der auch Präses der evangelischen
Kirche im Rheinland ist, im Interview mit der Neue Ruhr/Neue Rhein
Zeitung (NRZ, Montagausgabe). „Wir Menschen sind Mängelwesen“, so
Schneider. „Deshalb brauchen wir eine Technologie, die Fehler
verzeiht. Die Kernenergie verzeiht aber keine Fehler“, bekräftigte
der Theologe seine grundsätzliche Skepsis gegenüber der Atomkraft.
„Also müssen wir einerseits so schnell wie möglich raus aus dieser
Technologie“, sagte Schneider. Andererseits müsse für die Endlagerung
des Atommülls so schnell wie möglich eine Lösung gefunden werden.
„Wir müssen dieses Problem bei uns lösen und dürfen es nicht einfach
irgendwohin exportieren.“

Mit Blick auf die Luftschläge gegen Libyen hält Schneider die
Enthaltung der Bundesregierung für plausibel. „Ich habe schon
Verständnis für deren Dilemma-Position“, so Schneider. „Was am Ende
wirklich richtig ist, weiß ich nicht. Es ist ein Risiko einzugreifen.
Es kann aber auch unverantwortlich sein, nicht einzugreifen und die
Menschen dem Abschlachten preiszugeben.“ Schneider regt an, dass
Deutschland aktiv mit seiner militärkritischen Haltung umgeht. „Es
könnte doch gerade das historische Vermächtnis Deutschlands sein,
Sand im gut geschmierten Getriebe derer zu sein, die immer schnell
nach den Waffen rufen.“

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