NRZ: Zu Obamas Besuch an Ground Zero und seiner Politik nach bin Ladens Tötung schreibt der Chefredakteur der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung Rüdiger Oppers:

Nach Osama bin Ladens Tötung ist die Schlacht um die
Deutungshoheit über dieses dramatische Ereignis in vollem Gang.
Worthülsen schwirren durch die Medien. Wir hören große Reden, sehen
bewegende Bilder, wie gestern an Ground Zero. Aber es fehlen die
Fakten. Widersprüchliche Informationen des Weißen Hauses über die
Kommandoaktion gegen Osama bin Laden irritieren die
Weltöffentlichkeit. Barack Obama sollte jetzt nicht nur Symbolpolitik
betreiben, sondern für größte Transparenz im Anti-Terror Krieg
sorgen. Dazu gehört auch die Publikation von Fotografien, die
eindeutig belegen, dass bin Laden tatsächlich getötet wurde. Nicht um
die vermeintliche Sensationsgier der Presse oder die Rachsucht
mancher Amerikaner zu stillen, sondern um Verschwörungstheorien
entgegenzutreten, die sich schon jetzt wie ein böser Virus
verbreiten. Besonders in der islamischen Welt will man zu gerne
glauben, der Scheich des Terrors sei noch am Leben. Ehrlich gesagt:
Was ist so schlimm daran, Fotos eines Toten zu veröffentlichen? Es
vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht Leichen in den
Fernsehnachrichten sehen. Obamas Besuch in New York sollte ein Symbol
sein und war auch vorgezogener Wahlkampf mit einer klaren Botschaft:
Nun ist der 11. September endgültig Geschichte. Leider heilen Bilder
keine Wunden. Unvergessen bleibt das Leid, das an 9/11 über die Stadt
gekommen ist. Unvergessen, die Menschen, die vom Dach des brennenden
World Trade Centers in den Tod sprangen. Unvergessen die
Feuerwehrleute und Polizisten, die in die einstürzenden Türme und
damit in den sicheren Tod gingen. Unvergessen der hohnlachende Osama
bin Laden, der dieses Leid als großen Triumph feierte. Nur in
Deutschland muss man Politiker von besonders edlem Gemüt daran
erinnern, wenn sie sich in Mitleid mit dem Massenmörder ergehen und
lamentieren, der Terrorchef hätte ein faires Verfahren verdient. Ich
glaube nicht, dass bin Ladens Tod das Trauma der New Yorker geheilt
hat. Hass hat den Terror wie einen Fluch über die Welt gebracht.
Rache wird ihn nicht besiegen. Deshalb sollte man die Ausschaltung
des Terrorchefs jetzt weder beklagen noch feiern oder verklären,
sondern nüchtern als einen notwendigen Schritt im Kampf gegen den
internationalen Terrorismus abhaken.

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