Wenn ein Mann in New York in einem Hochhaus vor
einem Aufzug steht, in dem eine Frau alleine wartet, dann wird der
Mann nicht zu der Frau in den Aufzug steigen. Die Gefahr, dass er am
Ende der Fahrt als potenzieller Vergewaltiger aussteigt, ist einfach
zu groß.
So sind da die Verhältnisse. So sind sie in Deutschland noch
nicht.
Der Fall Kachelmann hat aber vor allem eines gezeigt:
Uneindeutigkeit. Auch ein Gericht kann an der Wahrheitsfindung
scheitern. Dieses spektakuläre Verfahren blieb am Ende genau da
stehen, wo es am Anfang losgerollt war und einen medialen Tsunami
ausgelöst hatte: Bei der Uneindeutigkeit. Bei Aussage gegen Aussage.
Man konnte als Beobachter unterwegs schon einmal den Überblick
verlieren, bei all den Zeugenaussagen und Expertengutachten.
Zwischenzeitlich waren die Gerichtsreporter Gisela Friedrichsen
(Spiegel) und Alice Schwarzer (Bild, gewohnt rabiat) zu
Talkshow-Stars in Sachen Kachelmann mutiert. Die Vermutung, dass
selbst die gewissenhaftesten Richter von dem exorbitanten
Medien-Bohei beeinflusst wurden, ist nicht von der Hand zu weisen.
Gerichtsverhandlungen sind immer auch ein bisschen Theater. Kein
schönes Theater.
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Oldenburgische Volkszeitung
Uwe Haring
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