Rheinische Post: Der Absturz des IWF-Chefs

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Bis gestern Morgen war Dominique Strauss-Kahn als Chef des
Internationalen Währungsfonds (IWF) ein mächtiger Mann. An der Spitze
der Finanzorganisation gestaltete er Weltpolitik. Beim Kampf gegen
die Bankenkrise spielte „DSK“, wie ihn die Franzosen nennen, eine
zentrale Rolle, und auch bei der Rettung des Euro redet er ein
gewichtiges Wort mit. Er war auf dem Weg zu einem Euro-Krisentreffen
mit Angela Merkel, als ihn amerikanische Polizisten verhafteten. Zwar
ist noch nicht bewiesen, dass der IWF-Chef tatsächlich versucht hat,
ein Zimmermädchen zu vergewaltigen. Aber man muss kein Hellseher
sein, um zu wissen, dass seine politische Karriere schon jetzt
irreparabel beschädigt ist. Der Absturz des IWF-Chefs kommt zu einem
ungünstigen Zeitpunkt. Er platzt in eine delikate Phase der
Rettungsbemühungen um den Euro, die sich jetzt weiter verzögern
könnten. Und Frankreich ist seit der Verhaftung wie vom Donner
gerührt. Galt „DSK“ in seiner Heimat doch als aussichtsreichster
möglicher Präsidentschaftskandidat der Sozialisten. In Umfragen lag
er weit vor Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Prompt wuchern
Komplott-Theorien: „DSK“ soll in eine Falle gelockt worden sein.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Mann, dem nicht erst seit
gestern das Image eines wüsten Schürzenjägers anhaftet, an sich
selbst gescheitert ist.

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