Rheinische Post: Doktor Röslers Patient FDP

Der mutmaßliche künftige FDP-Bundesvorsitzende
Philipp Rösler ist Mediziner. Bekommt er das Führungsamt, erhält er
als liberaler Chefarzt einen Patienten mit diesen Auffälligkeiten:
geschwächt, verwirrt, renitent, undankbar. Um im Bild aus dem
Klinikalltag zu bleiben: Rösler und seine begabten, ebenfalls zu
Höherem berufenen Oberärzte Lindner und Bahr müssten eine größere
Operation an dem Patienten vornehmen, womöglich einen Eingriff am
offenen Herzen der Partei. Riskant, wie man weiß, aber lebensrettend,
wenn die OP gelingt. Das junge Trio läuft jedoch Gefahr, unter seinen
Möglichkeiten zu bleiben und den Abgang Westerwelles bloß für
wattierte Teillösungen zu nutzen. Natürlich müssten Rösler und Co.
Westerwelle klar machen, auch auf das Außenministerium zu verzichten,
das er 2009 aus Eitelkeit wollte und nicht wegen außenpolitischer
Leidenschaft. Westerwelle ist im Außenamt eine Fehlbesetzung, was er
als FDP-Chef – betrachtet man seine Sieg- und Niederlage-Bilanz –
keineswegs war. Es wäre für die FDP und alle, die aus
nachvollziehbaren Gründen eine lebensfähige Privat-vor-Staat-Partei
wünschen, wünschenswert, wenn die ausgeguckte neue Nummer eins und
seine ersten Helfer ohne Altlasten – dazu zählt nicht nur der
aktuelle Außenminister – an den Start gehen könnten.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303