Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Noch rauchen die Trümmer in den brandgeschatzten Straßen der
englischen Städte, da ist der Streit über die Deutung der schlimmen
Krawalle schon voll entbrannt. Der Vergleich mit der Rebellion der
Jugend in den arabischen Ländern verbietet sich. Den britischen
Randalierern geht es nicht um Freiheit und politische Mitsprache, sie
veranstalten im Schatten einer Zerstörungsorgie regelrechte Raubzüge.
Es gibt keine politischen Forderungen, nur Hassparolen gegen die
Polizei. Vieles davon erinnert an die Krawalle, die 2005 die
französischen Vorstädte erschütterten. Damals sorgte derselbe
Cocktail aus sozialer Verwahrlosung, Bandenkriminalität und
polizeilicher Hilflosigkeit für eine Eruption der Gewalt. Die
Verhältnisse in Großbritannien oder Frankreich sind nicht mit denen
hierzulande zu vergleichen, gottlob. Trotzdem sollten wir uns nicht
in allzu großer Sicherheit wiegen. Ansätze zu sozialer Ab- und
Ausgrenzung gibt es auch in Deutschland. Auch hier gibt es
Jugendliche, die mit ihrem Leben nichts anzufangen wissen und
deswegen ihren Mitmenschen das Leben zur Hölle machen. Dass die
Polizei sich darauf einstellen muss, ist sicherlich die eine Lektion,
die wir aus den Ereignissen in England zu lernen haben. Es darf aber
nicht die einzige sein.
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