Ein Kommentar von Birgit Marschall:
Atommüll von Nordrhein-Westfalen über tausende Kilometer quer
durch Mittel- und Osteuropa in eine russische
Wiederaufarbeitungsanlage zu schicken, die gar nicht im Betrieb ist,
macht keinen Sinn. Das hat der Bundesumweltminister spät, aber noch
rechtzeitig erkannt und den Transport der Castor-Behälter nach
Russland nicht genehmigt. Nun bleiben die Brennstäbe vorerst in
Ahaus, und das ist gut so. Ohnehin hatte der geplante Transport
Nervosität ausgelöst, denn die Sicherheitsstandards in Russland haben
einen zu schlechten Ruf. Der frischgebackene CDU-Landesvorsitzende
Norbert Röttgen macht sich mit dieser Entscheidung Freunde bei den
Grünen, die ihn unter den Christdemokraten weiterhin als gewichtigen
Fan schwarz-grüner Koalitionen verstehen können. Die Grünen hielten
die russische Anlage ohnehin schon immer für völlig ungeeignet,
selbst wenn sie in Betrieb wäre. Über kurz oder lang muss sich
Röttgen jedoch überlegen, wohin mit den Brennstäben, die aus der
früheren Sowjetunion stammen und die nicht ewig in Ahaus
zwischenlagern können. Russland von der Verantwortung der
Wiederaufarbeitung zu entlassen, wäre ungeschickt und für Deutschland
zu teuer. Röttgen wird mit den Russen verhandeln müssen.
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