Rheinische Post: Hoffnung in der Türkei

Nach dem Appell von PKK-Chef Abdullah Öcalan an
die Kurdenrebellen und an den türkischen Staat ist die Hoffnung auf
ein Ende der Gewalt bei Kurden und Türken groß. Die Menschen sind
kriegsmüde – und zum ersten Mal sehen sowohl Öcalan als auch die
türkische Staatsführung mehr Vorteile in einer friedlichen Lösung als
in einer Fortsetzung der Gefechte. Das ist ermutigend. Für Euphorie
ist es aber zu früh. Sollte es Kurden und Türken tatsächlich
gelingen, einen Konflikt beizulegen, der seit 1984 mehr als 40 000
Menschen das Leben gekostet hat, wäre das eine Leistung für die
Geschichtsbücher. Die Türkei würde einen großen Sprung nach vorne
machen, sich von einem Mühlstein befreien, der das Land
zurückgehalten und demokratische Reformen erschwert hat. Doch
zunächst wird der Druck auf beiden Seiten eher zunehmen als
nachlassen. Beide Seiten müssen einen Friedens-Deal vor den
jeweiligen Anhängern rechtfertigen. So mag sich der bewaffnete Kampf
seinem Ende zuneigen, aber bis zu einer endgültigen Lösung drohen
noch viele Rückschläge.

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