Ein Kommentar von Michael Bröcker:
Zwei tote Kadetten in drei Jahren, Berichte über Erniedrigungen,
Schlampereien, Alkoholexzesse. Es wird Zeit, dass der einst so stolze
Segler „Gorch Fock“ vor Anker oder gleich ins Museum geht. Der Ruf
des Ausbildungsschiffes der Bundeswehr ist ohnehin nicht zu retten.
Die neuen Berichte der Marine-Kommission und die Aussagen der
ehemaligen Kadetten lassen den Schluss zu, dass die Bedingungen und
Rituale an Bord des Dreimasters kaum mit dem modernen Prinzip der
„inneren Führung“ vereinbar sind. Wenn es stimmt, dass der
diensthabende Unteroffizier am Tag des tödlichen Unfalls von Sarah
Lena Seele nicht ausreichend mit seinen Aufgaben als Vorgesetzter
vertraut war und die Marineschüler nur einen Tag nach ihrer Ankunft
gleich sechs- oder siebenmal in die Takelage getrieben wurden, ist
dies kaum mit der notwendigen harten Schule der Bundeswehr zu
begründen. Sollte nur eine geringe Möglichkeit bestehen, dass der
tödliche Absturz der Offiziersanwärterin vermeidbar gewesen wäre, ist
eine Ausmusterung des Schiffs wohl die richtige Lösung. Wir reden
über Computerkriege und Drohnenangriffe. Ist die Ausbildung an Bord
eines Segelschiffs da noch zeitgemäß? Als Museumsschiff dürfte die
„Gorch Fock“ immerhin noch gut sein.
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