Nach Jahren übertriebener Lohnzurückhaltung
rufen die Gewerkschaften nun sehr laut nach endlich spürbaren
Tariferhöhungen. Die politische Gelegenheit für sie ist günstig – der
Beschäftigungsstand auf Rekordniveau, die Parteien bereits im
Vor-Wahlkampf für 2013. Ein größerer Schluck aus der Pulle in diesem
Jahr ist aus Sicht der meisten Arbeitnehmer und ihrer Vertreter vor
allem aus Gründen der Gerechtigkeit das Gebot der Stunde. Wenn die
Gewerkschaften Lohnerhöhungen von 6,5 Prozent fordern, kommen am Ende
Tarifabschlüsse zwischen drei und vier Prozent heraus, lehrt die
Erfahrung. Ökonomisch gesehen passen derart hohe Abschlüsse aber
leider nicht in die Landschaft: Das Wirtschaftswachstum verlangsamt
sich merklich und noch ist auch das Schreckensszenario einer
Rezession nicht gebannt. Hohe Lohnsteigerungen hätten die
Gewerkschaften besser in den Boomjahren 2010 oder 2011 durchgesetzt.
Vor allem für die Kommunen wäre ein Tarifabschluss im öffentlichen
Dienst von drei Prozent oder mehr fatal. Viele Städte und Gemeinden
sind ohnehin schon heillos überschuldet. Deutlich höhere Gehälter
könnten sie nur mit Investitions- und Stellenkürzungen kompensieren.
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