RNZ: „Populismus“ – Kommentar zur Forderung nach einer „Seuchenpolizei“

Von Sören Sgries

Her mit der „Seuchenpolizei“! Diese Forderung ist schnell gestellt
– und allein der derzeitigen Ehec-Panik geschuldet. Sicher: Noch
immer fehlt das Wissen um die Infektionsquelle. Noch konnte kein
„Schuldiger“ gefunden werden. Aber hätte eine zentrale, mit mehr
Kompetenzen ausgestattete Überwachungsstelle hier wirklich bessere
Arbeit leisten können? Hätte die Epidemie im Keim erstickt werden
können? Wohl nicht. Eine Epidemie tritt nicht gleich als „Seuche“ in
die Welt. Einzelne Krankheitsfälle häufen sich, bevor erkennbar wird,
dass der breiten Bevölkerung Gefahr droht. Erst wenn dieses erkannt
ist, kann von zentraler Stelle eingegriffen werden. Das ist bei Ehec
geschehen – ob zeitig genug, darüber darf gestritten werden. Klar ist
jedoch: Jetzt rätseln die erfahrensten Experten über die
Darmbakterien. Die Zahl der Mitarbeiter wird dem Bedarf angepasst,
dezentrales Wissen wird genutzt. Eine „Seuchenpolizei“ könnte diesem
System wenig hinzufügen. Auch sie wäre auf frühzeitige Informationen
über Fälle vor Ort angewiesen. Auch sie müsste, je nach Art der
Krankheit, auf externe Experten zurückgreifen, ihr Team den
Bedürfnissen anpassen. Der Ruf nach Aufwertung des
Robert-Koch-Instituts: Reiner Populismus.

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