Europas Hilfe
Von Alexander R. Wenisch So unterschiedlich kann der Arabische
Frühling aussehen. Während der Westen gebannt und fasziniert auf die
politischen Umstürze in Algerien, Tunesien und Ägypten blickt,
vollzieht sich etwas weiter südöstlich eine Tragödie – ganz im
Stillen. Am Horn von Afrika herrscht die schlimmste Dürrekatastrophe
seit Jahrzehnten. 12 Millionen Menschen leiden in Somalia, Äthiopien
und Kenia, Hunderttausende sind auf der Flucht. Und wenn – wie
gestern – wieder ein Boot kentert und Hunderte Flüchtlinge ertrinken,
horchen wir auf. Aber die Betroffenheit währt nur kurz. Bemerkenswert
ist, dass auch die Hungerkatastrophe politische Veränderung bewirkt.
Die islamistische Schebab-Miliz in Somalia hat internationale Hilfe
bisher als anti-muslimisch abgelehnt. Jetzt erkennen auch die
Hardliner, dass sie angesichts des Ausmaßes der Flüchtlingsströme
jede Ideologie zurückstellen müssen. So schlimm die Tragödie für die
betroffenen Menschen ist – politisch ergibt sich daraus eine Chance
zum Dialog. Natürlich: Den Hunderttausenden, die den sicheren Tod vor
Augen ihre Heimat verlassen müssen, dürften solche Überlegungen
herzlich egal sein. Ihnen muss ganz konkret geholfen werden: Nahrung,
Medizin. Hier ist Europa in der Pflicht – nicht zuletzt, um die
Wurzeln des Terrors zu bekämpfen.
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