Die Rhein-Neckar-Zeitung kommentiert die
Ausschreitungen in London: „Anders als die Erhebungen in Nordafrika
hat die Gewalt in den Straßen Londons keinerlei politische
Zielrichtung. Sie ähnelt vielmehr frappierend den Unruhen in der
Pariser Banlieue vor einigen Jahren: Sozial abgehängte Viertel, in
denen auch durch eine völlig fehlgeschlagene Integration
Parallelwelten heranwachsen. Sie gebären eine Gewaltbereitschaft, die
sich durch einen beliebigen Funken brutal entzünden kann. Das hat
auch das kanadische Vancouver kürzlich erlebt: Dort war ein
verlorenes Eishockeyspiel der nichtige Anlass, die soziale
Perspektivlosigkeit indes der tiefere Grund. Dass es nun einen Bezirk
traf, der im Zuge des Sparprogramms der Regierung zahlreiche
Jugendeinrichtungen schloss und öffentliche Jobprogramme
zusammenstrich, ist also womöglich mehr als ein makabrer Zufall. In
Zeiten von Facebook und Twitter lässt sich ein Mob leichter
organisieren denn je – und eine Gelegenheit für die sinnlose Gewalt
findet sich schnell: bei G8- oder Nato-Gipfeln, bei
Studentenprotesten wie im vergangenen Jahr in London oder bei Olympia
2010. In der britischen Hauptstadt, die das Großereignis 2012
ausrichtet, muss die Polizei schnell präventive und deeskalierende
Maßnahmen trainieren. Nach den Rücktritten im Abhörskandal steht sie
zur absoluten Unzeit ohne Führung da.“
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Manfred Fritz
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