Scharfschützen, Festnahmen: Sudan steht vor dem Kollaps / „Wir müssen ein Blutbad an den jugendlichen Demonstranten verhindern!“

Die Gewalt bei den Protesten im Sudan gerät außer
Kontrolle, jetzt steht der Kollaps der Regierung kurz bevor. Das
vermelden die SOS-Kinderdörfer aus der Hauptstadt Khartum. „Die
Regierung lässt auf die Demonstranten schießen, setzt Tränengas und
Scharfschützen ein. Aber das wird die Menschen nicht mehr aufhalten.
Sie leben seit Jahren in Hoffnungslosigkeit, unterdrückt und ohne
Perspektive. Sie haben nichts mehr zu verlieren“, sagt Abdelrahman
Mubarak, der Leiter der SOS-Kinderdörfer im Sudan.

In einem Appell an die EU fordert Mubarak die Staatengemeinschaft
dazu auf, den Druck auf Langzeit-Diktator Umar al-Baschir zu erhöhen,
er befürchte ein Blutbad. „Die Opfer werden vor allem Jugendliche
sein“, sagt Mubarak. Denn die meisten, die jetzt demonstrierten,
seien junge Leute, darunter viele Frauen und Mädchen. „Wir rechnen
mit einer landesweiten Hungersnot, mit noch mehr Chaos, Tumulten und
Krawallen“, so Mubarak weiter.

Auslöser der Unruhen war die bereits im Dezember gefällte
Entscheidung der Regierung, die Preise für Brot, Medikamente und
Benzin drastisch zu erhöhen. „Die Menschen gehen aus Verzweiflung auf
die Straße, aber auch aus Wut auf Baschir“, sagt Mubarak. „Sie
fordern ihn auf, die Macht abzugeben.“

Die Gewalt hat auch die SOS-Kinderdörfer erreicht. Ein
SOS-Jugendleiter wurde von einem Gummigeschoss getroffen, zwei
Jugendliche aus dem SOS-Kinderdorf Khartum vorübergehend
festgenommen. „Sie wurden noch am gleichen Tag freigelassen, da die
Regierung weder genügend Platz in den Gefängnissen hat, noch die
Verpflegung und die Bewachung der Inhaftierten bezahlen kann“, sagt
Mubarak.

30 Jahre Korruption, finanzielle Misswirtschaft und Unterdrückung
hätten das Land in den Bankrott getrieben. Die Armut nehme zu, viele
Menschen hätten nicht mal Geld für Lebensmittel, sodass vor allem
Kinder lebensgefährlich bedroht seien. Die Arbeitslosigkeit steige
rapide an, vor allem unter jungen Menschen, die Inflation habe
unbekannte Ausmaße angenommen. Die Regierung selbst habe ebenfalls
kein Geld mehr, könne keine Gehälter mehr zahlen.

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Kinder und ihre Familien im
Sudan seit Mitte der 70er-Jahre und haben ihre Hilfe als eine von
wenigen Organisationen trotz der zahlreichen Konflikte im Land
kontinuierlich fortgeführt.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:

Boris Breyer
Stellvertretender Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-287
E-Mail: boris.breyer@sos-kd.org
www.sos-kinderdoerfer.de

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