Schwäbische Zeitung: Besonders instinktlos – Kommentar

Mal hypothetisch: Wenn in der Türkei rasende
Ausländerhasser mehrere Deutsche ermordet hätten und deutsche
Reporter nicht zum folgenden Prozess zugelassen würden: Wie fänden
wir das? Allein das Bauchgefühl sagt einem, dass es falsch ist, die
türkischen Medienvertreter vom NSU-Verfahren auszuschließen. Sich
hier auf „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ zurückzuziehen, ist eine
besondere Instinktlosigkeit, die korrigiert gehört.

Es gibt aber auch ohne jeden Konjunktiv ganz rationale Gründe
dafür, die Akkreditierungspraxis in diesem Fall zu überdenken: Das
peinliche Versagen der deutschen Sicherheitsbehörden und die
kurzsichtigen Verdächtigungen gegen die Terroropfer mussten auf
türkischer Seite Verschwörungstheorien ins Kraut schießen lassen. Die
akribische Detailarbeit, die dagegen die deutschen Justizbehörden im
Vorfeld des Prozesses gegen Beate Zschäpe geleistet haben, ist nun
dazu geeignet, Vertrauen wiederzugewinnen. Davon müssen sich
türkische Meinungsbildner im Verhandlungssaal in München ganz
unmittelbar überzeugen können.

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