Schwäbische Zeitung: Kommentar zur Großen Koalition – Eine Frage des Stils

In der Großen Koalition passt jeder ganz genau
auf, wer besser wegkommt. Das gegenseitige Misstrauen ist ausgeprägt.
Bei jedem Vorhaben wird immer als erstes gefragt, wer
Berichterstatter ist. Das heißt, wer die Vorhaben der Öffentlichkeit
verkünden darf.

Angela Merkel war noch nie bekannt dafür, den jeweiligen
Koalitionspartner groß werden zu lassen. Sie verkauft Erfolge als
Unionserfolge, sie weist selten auf Verdienste des Partners hin. Das
hat die FDP schmerzvoll erfahren, die SPD hat bereits in der ersten
Großen Koalition darunter gelitten – und ihre Lehren gezogen. Sie
achtet jetzt pingelig darauf, sich selbst gut darzustellen. Das
gelingt ihr ganz gut. So wurde, zu deren eigenem Erstaunen, Andrea
Nahles schon wärmstens für die Mütterrente gedankt. Wenn aber eine
Koalition gut funktionieren soll, müssen Erfolge gemeinsam errungen
und auch gemeinsam verkauft werden. Dass ein Minister, wie jetzt der
Verkehrsminister, nur die Abgeordneten seiner eigenen Fraktion
einweiht, ist kein guter Stil. Gerade Dobrindt sollte sich das nicht
leisten. Denn er ist – wie wenige andere – noch auf das Wohlwollen
und die Mitarbeit des Koalitionspartners angewiesen.

Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de