Bevor er nach Irland zum G8-Gipfel und dann
weiter nach Berlin reist, hat Barack Obama noch einmal versucht,
Nahostpolitik zu machen. Diese Weltregion liegt ihm nicht besonders
am Herzen, er fremdelt mit ihr und verheddert sich in Widersprüche
bei dem Versuch, das zu verbergen. Aber jetzt musste er handeln.
Schließlich stand seine Warnung im Raum, der Einsatz chemischer
Kampfstoffe durch das syrische Regime käme dem Überschreiten einer
roten Linie gleich. Was das nun bedeutet, weiß Washington selber
nicht. Vermutlich wäre ein bewaffneter Einsatz gegen das Regime in
Damaskus angesagt, zumindest aber die Einrichtung einer
Flugverbotszone.
Stattdessen will Obama die syrischen Rebellen in ihrem Kampf gegen
das Regime von Baschar al-Assad bewaffnen. Er traut den
Aufständischen zwar nicht, will aber vor allem sein Land aus dem
Konflikt heraushalten. Warum sollte er einen neuen Krieg beginnen, wo
doch der von George W. Bush geerbte Irakkrieg gerade erst vorbei ist.
Zwar haben die Amerikaner schlechte Erfahrungen mit der Bewaffnung
von Aufständischen in Afghanistan gemacht, aber das scheint immer
noch einfacher, als sich selbst zu engagieren.
Obamas Nahostpolitik ist inkonsistent wie die seines Vorgängers
Bush. Der argumentative Eiertanz der Administration schadet dem
Ansehen der Weltmacht in der muslimischen Welt. In Washingtons
Außenpolitik geht es hin und her, ohne klare Linie, ohne politische
Richtung. Obama zögerte vor zwei Jahren, die arabischen Revolutionen
in Tunesien und Ägypten zu unterstützen. Vor zwei Wochen erklärte
sein Außenminister, die Syrer sollten selbst entscheiden, wie es
weitergehe in ihrem Land. Vielleicht ist das Hin und Her, dieses Vor
und Zurück auch der Tatsache geschuldet, dass die USA weniger
abhängig sind von Öl- und Gaslieferungen aus dem Nahen Osten, als
noch vor wenigen Jahren. Wer sich aus anderen Quellen in Südamerika
versorgt und mit dem Fracking eigene Energie gewinnt, braucht immer
weniger davon aus der arabischen Welt.
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