Die Gesamtkosten der Hamburger Elbphilharmonie
sind von ursprünglich veranschlagten 186 Millionen auf inzwischen
mindestens eine halbe Milliarde Euro gestiegen. Hauptgrund für die
Kostenexplosion ist die vorschnelle Vergabe des Bauauftrags an
Hochtief auf der Basis unfertiger Architektenpläne.
Hartmut Wegener, ehemaliger Koordinator des Bauprojektes für den
CDU-Senat, erklärte gegenüber dem „stern“, die Stadt habe 2006 den
Auftrag so eilig vergeben, um eine politische Diskussion über das
Prestigeprojekt zu vermeiden. Wäre noch mehr Zeit zwischen
Ausschreibung und Baubeginn verstrichen, hätte Hochtief seine
Unterlieferanten verloren. Und dann hätte man den Bauauftrag noch
einmal neu ausschreiben müssen. „Es war damals eine der
Weichenstellungen, an der das Projekt hätte abstürzen können“, sagt
Wegener in der neuen, am Mittwoch erscheinenden Ausgabe des Hamburger
Magazins „stern“. „Hätte man noch einmal eine Ausschreibung machen
müssen, wäre sie in die politische Diskussion der Bürgerschaftswahl
2008 geraten. Das Projekt wäre tot wie ein toter Fisch gewesen“, so
Wegener.
Selbst die Schweizer Architekten Herzog & De Meuron haben nur noch
wenig Freude an ihrem spektakulären Entwurf. Obwohl sie ein Honorar
von 58 Millionen Euro erhalten, rentiert sich der Bau für sie nicht
mehr. „Wir legen massiv drauf“, erklärt Pierre De Meuron in einem
„stern“-Report über das bislang gründlich missglückte Mega-Projekt.
Der weltweit gefragte Star-Architekt wirft Hochtief vor, Profit aus
dem hochkomplexen Vertragswerk zu ziehen. „Bei der langjährigen
Erfahrung von Hochtief hätte ich erwartet, dass sie das Projekt
trotzdem bauen wollen und sich dafür fair und integer einsetzen. Aus
unserer Sicht nutzen sie die Situation aus. Wir brauchen jetzt
Fachleute, die bauen, und nicht noch mehr Juristen“, sagt De Meuron.
Diese Vorabmeldung ist mit der Quellenangabe „stern“ zur
Veröffentlichung frei.
Pressekontakt:
Gruner+Jahr, stern
Ulrike Klode
Telefon: 040-3703-4287
klode.ulrike@stern.de