Vorläufiges Ende einer Karriere
Es galt als sicher, dass sich Dominique Strauss-Kahn für die
sozialistische Partei um das Präsidentenamt in Frankreich bemühen
würde. In Umfragen lag der Chef des Internationalen Währungsfonds
(IWF) bereits fast uneinholbar vor dem derzeitigen Amtsinhaber
Nicolas Sarkozy. Doch seit gestern ist alles anders. Strauss-Kahn
wurde in New York wegen Verdachts auf versuchter Vergewaltigung
festgenommen. Die Geschichte klingt unglaublich. Bewiesen ist bislang
nichts. Doch es ist kaum vorstellbar, dass die Anschuldigungen keine
ernsten Folgen für ihn haben werden. Erschwerend kommt hinzu, dass
Strauss-Kahn 2008 schon einmal in eine Affäre mit einer Mitarbeiterin
des IWF verwickelt war. Er hatte sich dafür öffentlich zu
entschuldigen. Eine zweite Verfehlung wäre unverzeihlich. Seine
Ambitionen auf die Präsidentschaft müsste er begraben – auch in einem
Land wie Frankreich, das durchaus tolerant auf Eskapaden seiner
Präsidenten reagiert. Doch Strauss-Kahn hätte sich weit mehr
geleistet als nur ein Abenteuer à la Sarkozy, Mitterrand oder Giscard
d–Estaing. Weil Strauss-Kahn der Ruf vorauseilt, ein Schürzenjäger zu
sein, trauen ihm wohl viele die Tat durchaus zu. Derzeit ergreift
kaum jemand das Wort für ihn, auch nicht beim Währungsfonds. Der
Mann, der die Welt an der Spitze des IWF durch die schwere
Finanzkrise führen soll, hat offenbar seine Triebe nicht im Griff.
Seiner großen Karriere droht das Ende.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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