Kommentar zu Polizistinnenmord, Ausgabe vom 22.11.2011
Der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter ist heute so mysteriös
wie vor 1671 Tagen. Die kolportierten Äußerungen aus Innenausschuss
und Sicherheitskreisen tragen weiter zur Irritation bei. Andeutungen
erweckten erst den Eindruck, das Opfer sei eine Bekannte der Täter
gewesen. Dann sickerte durch, dass die Tat ein Racheakt von
Rechtsextremisten an der ganzen Familie gewesen sein könnte. Wenn
diese wie auch immer geartete Verbindung tatsächlich bestanden hat,
hätte sie auch schon ziemlich schnell nach dem Anschlag bekannt sein
können. Die angeblichen Neonazis tauchten ja nicht erst jetzt im
Umfeld der Familie auf. Aber seinerzeit wurde lieber nachgeforscht,
ob Kiesewetter und ihr verletzter Kollege eine Liaison gehabt haben
könnten, an der sich jemand störte. Um Kiesewetter umzubringen, hätte
sie längere Zeit beobachtet werden müssen, auch bei der fast
einstündigen Fahrt von der Bereitschaftspolizei in Böblingen zum
Einsatzort Heilbronn am Tattag. Damals hatte sie eigentlich frei,
sprang kurzfristig ein. Es darf angenommen werden, dass Verfolger in
einem Wohnmobil mit heimatlichem Kennzeichen sofort aufgefallen
wären. Hinweise darauf gibt es bisher nicht. Bevor nicht das letzte
Steinchen dieses Mosaiks zusammengetragen ist, sollten sich die
Sicherheitskreise auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren, also
Sicherheit schaffen. Halbgare Informationen nützen nichts und
niemandem.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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