Karl-Theodor zu Guttenberg geht in die Offensive. Der
Verteidigungsminister feuert den Kapitän der „Gorch Fock“, des
einstigen Vorzeigeschiffs der Marine. Er ordnet eine generelle
Inspektion der gesamten Bundeswehr an und lässt nach Übergriffen und
Führungsversagen forschen. Das darf getrost als Kehrtwende gelten,
hatte der Minister vergangene Woche angesichts der Vorgänge auf der
„Gorch Fock“ noch in bewährter Manier von einem Einzelfall
gesprochen. Ob „Gorch Fock“, der Schießunfall in Afghanistan oder
geöffnete Feldpost – Guttenberg scheint zu dämmern, dass in seiner
Truppe möglicherweise mehr los ist, als er zugeben möchte – auch wenn
er zu Recht vor jeglichen Vorverurteilungen warnt. So schneidig der
Minister mit seinen Sofortmaßnahmen erscheinen mag, er ist auch ein
Getriebener seiner Ministerialbürokratie, dem angesichts der sich
häufenden Skandale nur die Flucht nach vorn bleibt – sofern er
schnell genug ist. Entscheidungsträger zu entlassen, bevor
Untersuchungen abgeschlossen sind – wie es Guttenberg nun wieder
getan hat -, mag Handlungsfähigkeit demonstrieren. Das Grundproblem
eines offenkundig schwerfälligen Ministeriums, das jeden Ressortchef
in peinliche Lagen bringen kann, löst es nicht. Guttenbergs
Amtsvorgänger Franz Josef Jung stolperte schon über allzu lange
Informationswege. Guttenberg kämpft mit demselben Problem.
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