Südwest Presse: Kommentar zur Familienpolitik

Wenn Deutschland Schlusslicht in Europa ist, kann
etwas nicht stimmen. Die Bundesrepublik ist die führende Wirtschafts-
und Technologiemacht des Kontinents, ihre Sozialsysteme gelten in der
EU als ebenso beispielhaft wie die Infrastruktur, kurzum:
Leistungsfähigkeit und Lebensqualität hierzulande brauchen keinen
Vergleich mit den Nachbarn zu scheuen. Nur beim Kinderanteil belegen
wir den letzten Platz. Wie kommt das? Schuld ist immer – die Politik.
Nein, so einfach ist es nicht. Gewiss gibt der Staat durch seine
Gesetze, die Verteilung von Steuergeldern und direkte Fördermaßnahmen
den Rahmen vor, in dem Eltern ihre Entscheidung für ein Kind treffen.
Die materielle Basis muss stimmen, ehe man eine Familie gründen kann.
Wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander
klafft, gerät der Kinderwunsch für viele Paare zum Wagnis. Aber das
ist nicht alles. Auch für eine Gesellschaft werden sinkende
Kinderzahlen zur Herausforderung. Und nicht zuletzt muss sich jeder
Einzelne prüfen, ob ihm eigene Kinder nicht doch wichtig genug sind,
um dafür Einschränkungen und Belastungen hinzunehmen. Ja, die
Verantwortung von Eltern wiegt schwer und verlangt Verzicht. Aber
nach einem Wort des Philosophen Martin Buber sind Kinder „die ewige
Glückschance der Menschheit“. Die Deutschen sind dabei, diese Chance
zu verspielen.

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Lothar Tolks
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