Ulm, KOMMENTAR zu BUNDESWEHR
Ausgabe vom 02.08.2011 Der neue freiwillige Wehrdienst droht, zu
einer Art „Tag der offenen Tür“ zu verkommen. Nach dem Prinzip
Versuch und Irrtum: Die jungen Leute schnuppern rein, spielen ein
paar Tage lang Soldat. Ist ihnen der Dienst als Rekrut nicht genehm,
lassen sie es wieder sein. Innerhalb von 24 Stunden können sie in den
ersten sechs Monaten ohne Angabe von Gründen ihre Koffer packen und
gehen. 13 Prozent der jungen Rekruten haben von diesem Angebot
Gebrauch gemacht und sind in den ersten vier Wochen abgesprungen,
etliche schon nach wenigen Tagen. Das Entgegenkommen der Bundeswehr
scheint sich als Schuss in den Ofen zu erweisen. Die Quote von 13
Prozent Abbrechern sollte beide Seiten alarmieren: Bundeswehr und
Wehrdienstleistende. Die jungen Leute müssen sich besser informieren,
bevor sie eine Aufgabe übernehmen, ohne möglichst genau zu wissen,
worauf sie sich einlassen. Zudem ist es fragwürdig, nach einigen
Tagen den Dienst zu quittieren. Einen wirklichen Eindruck von der
Arbeit als Soldat kann man in dieser kurzen Zeit kaum gewinnen. Aber
auch die Bundeswehr hat die Bringschuld, Anfänger besser zu
informieren. Das ist dringend notwendig, will sie qualifizierten
Nachwuchs aufbauen und nicht nur eine Übergangslösung für junge Leute
auf dem Weg zu einem besseren Job bieten. Der Fehler liegt im System:
Die Idee, wonach der Wehrdienst in den ersten sechs Monaten jederzeit
kündbar ist, erweist sich als praxisfern. Vielmehr sollte auch der
freiwillige Dienst mit einer Verpflichtung verbunden sein: Eine
Mindestzeit, etwa drei Monate, wäre eine gute Lösung – für beide
Seiten.
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Lothar Tolks
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