Trierischer Volksfreund: Drastischer Anstieg bei Opreationen – Leitartikel, Trierischer Volksfreund, 08.12.2012

Auf den ersten Blick kann es sicher nicht
überraschen, dass die Zahl der Operationen in Deutschland steigt. Die
Gesellschaft wird älter, also nehmen auch die Leiden bei Herz oder
Hüfte zu. Dass die Menschen hier zu Lande nicht darüber nachdenken
müssen, ob sie sich einen solchen Eingriff finanziell leisten können,
ist eine große Errungenschaft des deutschen Gesundheitswesens.

Nun geht die AOK davon aus, dass ein nicht unerheblicher Teil der
operativen Behandlungen weniger mit der Demografie als vielmehr mit
dem Gewinnstreben der Kliniken zu tun hat. Nur, was soll daraus
praktisch folgen? Wenn Menschen angeblich unnötig operiert werden,
dann zeugt das von einem Überangebot an Krankenhausbetten. Also
gehörten sie abgebaut. Aber es hat eben auch viel mit Lebensqualität
zu tun, wenn die nächste Klinik einigermaßen günstig im Wohnumfeld
liegt, anstatt eine Tagesreise dafür in Kauf zu nehmen.

Größere Abschläge bei der Vergütung für Kliniken, die viel
operieren, sind also nicht unbedingt der Königsweg. Die größte
Verantwortung liegt hier bei den Ärzten selbst. Nur die wenigsten
Patienten kämen auf die Idee, einen operativen Eingriff abzulehnen,
wenn ihn der Mediziner ausdrücklich empfiehlt. Der Patient muss sich
auf das Urteil des Arztes verlassen. Er hat praktisch keine andere
Wahl. Der Mediziner ist seine Vertrauensperson. Wie in anderen
wirtschaftlichen Bereichen lässt sich allerdings auch im
Gesundheitswesen nie ausschließen, dass auch das Angebot die
Nachfrage bestimmt. Alles andere wäre sozialistische Planwirtschaft.
Und die kann niemand mehr wirklich wollen.

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Trierischer Volksfreund
Thomas Zeller
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