Beerdigen wollte die SPD-Führung das leidige Thema
Sarrazin, indem sie sich dazu über Ostern ein Schweigegelübde
auferlegt hat. Doch wieder auferstanden ist – wieder einmal – nicht
die Partei, sondern die Wut ihrer Mitglieder. Denn angesichts
Deutschlands lautestem Integrationskritiker haben die
Sozialdemokraten mit ihrer Wegduck-strategie total versagt. Bequeme
Entscheidungen sind selten auch die richtigen. Und so war es
grundfalsch von Andrea Nahles, wegen einer Drei-Punkte-Erklärung
Sarrazins ihre 40-seitige Anklageschrift fallenzulassen. Die SPD hat
es gescheut, mit Sarrazin eine offene Auseinandersetzung zu führen.
Die SPD hat es somit verpasst, sich beim Thema Integration und ihrem
Menschenbild eindeutig zu positionieren. Und: Die SPD hat vorgelebt,
dass ihre Empörungsschreie wie über Sarrazins Buch nicht unbedingt
etwas aussagen müssen – weil sich für sie schon morgen alles
plötzlich in Wohlgefallen auflösen kann. Wer so offensichtlich den
Unterschied zwischen eigenem Reden und Handeln demonstriert, darf
sich über tobende Mitglieder und noch weniger Wähler nicht beklagen.
Walther Schneeweiß
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