WAZ: Billige Polemik zur Papst-Rede. Kommentar von Angelika Wölk

Darf der Papst im Bundestag reden? Der SPD-Politiker
Rolf Schwanitz ruft: Nein! Und er vermittelt den Eindruck: Mehrere
Sozialdemokraten wollen die Rede des Papstes boykottieren. Starker
Tobak. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das Ganze – bisher
jedenfalls – als Sturm im Wasserglas. Schwanitz will die Rede
boykottieren und sucht – offenbar inständig – nach Mitstreitern in
der Fraktion. Nachdem diese kürzlich seinen Antrag auf Anerkennung
eines offiziellen SPD-Arbeitskreises „Laizisten in der SPD“ abgelehnt
hat, braucht er eine neue werbewirksame Aktion. Doch die Reaktionen
aus der eigenen Partei zeigen, dass die Mehrheit seine Einschätzung
gar nicht teilt.

Dennoch kann man durchaus seriöse Einwände dagegen haben, dass das
Oberhaupt der katholischen Kirche vor dem weltlichen Parlament
spricht. Schließlich sind Staat und Kirche bei uns laut Verfassung
getrennt. Doch wer sich auch nur ansatzweise mit dem Papst
beschäftigt hat, wird es als geradezu absurd erachten, dass dieser
vom Bundestag aus alle Deutschen zum Eintritt in die katholische
Kirche aufrufen wird. Aber eine gute Gelegenheit wäre es schon, über
die christlichen Werte nachzudenken, auf denen auch unser
Verfassungsstaat fußt. Und erlaubt wäre es zudem.

Ebenso wie Kritik an der katholischen Kirche. Das kann mitunter
sogar hilfreich sein. Billige Polemik nicht.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de