WAZ: Den Silberhäuptern geht–s ja noch gold – Kommentar von Jens Dirksen

Die alten Menschen sind auch nicht mehr das, was sie
mal waren. Noch vor einer Generation beschwor das Wort Rentner
Menschen mit schleppendem Gang, gesenktem Haupt und griesgrämigem
Charme herauf, gezeichnet von einem Arbeitsleben, das den Körper von
Kopf bis Fuß ausgelaugt hatte. Heute tragen Rentner nicht selten
Jeans, gehen ins Fitness-Studio oder surfen online – den Menschen mit
silbernem Haupt geht–s größtenteils gold. Und weil jeder alt werden
will, ohne alt zu sein, hat diese Generation alles richtig gemacht.
Man vergesse aber nicht, dass der erste Teil ihres Lebens vom Zweiten
Weltkrieg überschattet war. Und die allermeisten von ihnen haben ein
Leben lang gearbeitet, sie haben es sich verdient, dass es ihnen
heute gut geht. Und jene vielen Menschen in aller Welt, denen es
nicht gut geht? Und die jüngeren Menschen, die heute sorgenvoll auf
die Bevölkerungsentwicklung blicken, weil sie fürchten, dass ihre
Renten dereinst kaum zum Leben reichen werden? Das sind Aufgaben für
die Zukunft. Und die wird immer anders, als man es heute weiß. Wie
gut es ihnen später mal gehen würde, hätten sich die Rentner von
heute vor 60 Jahren wohl auch nicht träumen lassen.

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