NRW-Justizminister Kutschaty hat ein Problem. Nicht,
weil er sich für einen erzieherischen Jugendstrafvollzug stark macht.
Nicht, weil er die hohen Rückfallquoten junger Gefangener mit teurer
pädagogischer Rundumbetreuung bekämpfen will. Nicht, weil er
vermeintlich hoffnungslose Fälle lieber gemeinsam kochen als hinter
Gittern schmoren lässt. All das, was dem landläufigen
Gerechtigkeitsempfinden schwer vermittelbar sein mag, fordern auch
renommierte Fachleute seit Jahren. Kutschatys Problem ist vielmehr
sein Umgang mit offenkundigen Pannen beim Start eines vielbeachten
Modellprojekts, das den Jugendstrafvollzug in NRW verändern sollte.
Wenn 17-jährige Kriminelle, von denen angeblich weder Flucht noch
weitere Straftaten zu erwarten waren, spurlos verschwinden, darf das
Landeskabinett dies nicht einfach der Öffentlichkeit und dem Landtag
verschweigen. In einem derart sensiblen Experiment, das ja nicht
zuletzt das hehre rot-grüne Regierungsideal „Kein Kind zurücklassen“
untermauern soll, muss Transparenz oberstes Gebot sein.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de